Rodica Draghincescu
(Rumänien-Frankreich)
Spiralen
In der Wüste der Dinge die uns gelebt haben
alte Musiker Matrosen Totengräber Metzger Bankiers
Engel Teufel Bücher Hebammen
Waisenkinder Gefangene
Diese Gesamtheit von uns
in Spiralen.
Armee greift an
Hände hoch! Belasst Euer Glück im Kontext! Eine Geste wie diese fordert Eure Lieben und Euren Besitz. Jetzt oder niemals. Im Namen aller Unglücklichen.
Gut, wenn dieses ein Irrtum wäre, Akt der lyrischen Emanzipation, es kommt eines Tages daher um Eure Gefühle zu bezahlen, damit das klar ist!
Die Frau-Dichterin
sie zupft sich das Geschlechtsteil,
breitet ihre Nacktheit auf einem Handtuch aus.
Angesichts des Hauptgerichts sagt sie zu sich selbst,
ganz einfach:
Essen wir davon.
Es ist nicht so dass wir dass wir
in der Lage wären
einer den anderen zu retten.
Das was ich schreibe
Das was ich schreibe wird uns immer erwarten
Wie ein Schrei von der anderen Seite des Schweigens
Das da zu sein
Angst vor der Angst zu haben,
macht das Dasein sich
eingeschränkten Mut
AB HINC…
die Arme ausgestreckt auf der Höhe der Schulter
auf allen Vieren oder
ganz kurz und ohne Orientierungspunkt,
in der Situation des Jetzt,
so ist der präzise Punkt eines Wachwerden-Morgens ,
an welchem der Tag nichts ist als die niemalige Pracht des Hier, Kopfabschneider,
oder, zusammenlaufend, der Zufall, die Sterbehygiene
um sich besser mit seinem sehr hoch zu bedecken,
brüsk.
AB EXTRA
die Erwartung dessen, was man sich sagt, was man sich antut,
dessen an was man sich nicht mehr erinnert wenn man sich erinnert wann
besser im Fenster zu erscheinen lässt man sich Flügel wachsen
zum Preis von
zwei Feldern: dagegen, und im Gegensatz dazu,
und wir also als wenn
1 + 1 = die Schreie im Mund,
wenn es keine Harmonie gibt zwischen wenigstens zwei Körpern und zwei Notzuständen,
zum Preis von 1 +- 1 = IMMER,
Abweichungen und Vergeltungsmaßnahmen, das Unendliche,
unendlich genau
Übersetzung: Sabine Schiffner
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Rodica Draghincescu
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http://www.literaturhaus-stuttgart.de/event/211-1-poesie-aus-der-stadt-gespraech-in-gedichten/
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Sabine Schiffner, geboren 1965 in Bremen (DE), Studium der Theaterwissenschaften, Germanistik und Psychologie in Köln. Sie schreibt Hörspiele, Gedichte und Romane und hat für ihre Texte zahlreiche Preise und Stipendien erhalten, u. a. den Jürgen-Ponto-Preis der Dresdner Bank (2004 für „Kindbettfieber“ , S. Fischer) und den Förderpreis der Deutschen Schillerstiftung (2013 für ihr lyrisches Gesamtwerk). Sie ist als Herausgeberin, Lektorin und Übersetzerin tätig und lebt mit ihrer Familie in Aachen.