Augusta Laar
(Deutschland)
AFTERWORKPARTY
durchgerauscht
im wiesenschaum vor
der grünen amnesie in
warteposition die grosse
heuschrecke klimpert
mit ihren frischen trieben:
komm lass dich essen
stirb doch einfach in der
passiven art – das liegt mir
ich bin so funkelnagelneu
in reizpose und sehe zu
wie ich abgenagt werde
mein bauchnabel bleibt
übrig schwebt fingerdick
über der erde zum ersten
mal frei ohne brust ohne
kopf ein elegischer Punk
(rainbow demon) mit
goldspitze schnappt
flickert (pss-ss-sst)
AKUSTISCHE STERNSCHNUPPEN
der überirdische song segelt herab
aus den wolken: über den dächern
heißt es, vertanzen sich manchmal im wind die
synkopen und lösen sich auf
der popstar winkt müde gelangweilt halbnackt
in seinem rollstuhl
raucht und betrinkt sich und schaltet den
ton ab der song ist inzwischen gelandet
als schneestern im schulhof verwehn die
synkopen und lösen sich auf
uns funkelt ein film auf der zunge
irgendwie hitverdächtig sagst du so poppig
so so
MADONNA
sagte einmal sie ist ein mann in einem frauenkörper seitdem
gibt es mehrere ihrer art gesichtet in bars in schulen auf der
straße sie schwirren wie große insekten und beweisen dass
Madonna zaubern kann. sie ist echt flüstern sie die echte
Madonna im himmel und sie sagt wir können alles selber
machen die musik die welt die cherubime ja das sagte sie …
damals mochten wir sie nochmal so gerne weil sie italienerin
war und blond wie blondie und so freche sachen machte sich
wälzte am grab ihrer mama und eine jungfrau war trotz allem
heute sieht sie immer noch sehr gut aus und hat zwei kinder
die sind brav heißt es und perfekt angezogen erscheinen in
magazinen Madonna hat alles richtig gemacht die musik den
erfolg die frauensache aber etwas stimmt nicht mehr mit ihr
sie ist müde wie lebensmüde stirb doch sagt sie stirb an einem
anderen tag weil ich müde sein will für heute nur mal müde
CAFE PRÜCKEL WIEN
im eleganten cockpit besetzt mit
grünen gestalten versuche ich das
eine oder andere bin davon halb
vergiftet fünfhundert liebesbriefe
hängen von der decke Bob Dylan in
schwarzweiß an der glastür zerzaust
die colafarbenen haare der wild
verwischten paare mein kleiner kaffee
schmeckt bitter aber die stimmung
draussen ist von hertzzerreibender
süßigkeit der wind treibt magnolien
blüten über die stadt die trambahn ein
ratterndes ufo kurz vorm kickstart
wir fluggäste reihen uns ein in das
grüne netz der geometrie & ticken
ticken dorthin wo die zeit stillsteht
© Augusta Laar
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Augusta Laar