Aprilia Zank
(Deutschland)
Das bin ich
Das bin ich
habe einen Identitätsausweis
wurde geboren 19..
habe eine feste Adresse
Arbeit
habe keine Schulden
bin an nichts schuldig
wegen mir
hat sich keiner das Leben genommen
komme nie zu spät an
klaue keine Damenunterwäsche
bin zufrieden
wenn mich die Nachbarn grüßen
laufe ein bisschen gebeugt
trage Brillen
an meiner Tür
hängt ein Schild mit meinem Namen
Das bin ich
die vergessenen Kinder
als ich die alte Schule suchte
bin ich auf diese Straße gegangen
voller Staub
verwelkte Blätter fegten
frühzeitig
über das heiße Pflaster
herrenlose Katzen
irrten herum
der mechanische Vogel
schwieg in seinem Käfig
es roch nach
Ruß und faulen Äpfeln
so ging ich weiter
auf der Suche
nach der alten Schule
fand sie aber nicht
nur
einen Hof mit Kindern
im Staub spielend
die Hände
die Füße
die Wimpern
voller Staub
sie spielten da
in ihren zerfetzten, hellblauen Kleidern
mit den frühzeitig fegenden Blättern
unter den kahlen Bäumen
spielten im heißen Staub
tausend Jahre alt
Bahnhof
am Hauptbahnhof
zwischen zwei Zügen
zwischen der langen Nacht der Museen
und den ewigen Rolling Stones
Nachrichten über
Krieg, Börsencrash, Buschbrand
Krieg, Ölpreise, Ölpest
Krieg, Kinderwunsch, Kindesmissbrauch,
Krieg, Krieg, Krieg…
männermagazinmäßig gekleidete Unternehmer
Mütter mit Buggys and coffee to go
schwarzgestiefelte teens
mit halb rasierten Köpfen
Schwarze
im bunten, handgewebten Gewändern
alle schauen zwingend
auf die rasch wechselnden Bilder
auf der Riesenleinwand
alle unterwegs
zu einem ungewissen Ziel.
https://atunispoetry.com/2016/06/24/gedichte-von-aprilia-zank/